Der Wind rauscht in den Ohren, grau-blaue Wolken türmen sich am westlichen Horizont, wo sich grün der Teufelsberg erhebt. Hoch oben, auf der Plattform der Amateurfunkgruppe der TU Berlin auf dem Dach des Hauptgebäudes, hat sich eine bunte Gruppe an Menschen versammelt: Familien mit Kindern, ein älteres Ehepaar, ein Vater trägt sein Kind im Babytragesack. Eifrig werden Fotos von der fantastischen Aussicht über Berlin gemacht. Magomet Torschchojew vom Amateurfunkverein DK0TU erklärt, welche Antennen dort oben stehen. Die 70-Zentimeter-Bodenstation für den Satellitenbetrieb wurde sogar von Studentinnen entwickelt und gebaut. Weiter hinten auf dem Dach arbeiten seine Kolleginnen, gesichert mit Kletterausrüstung, an der neuen 4-Band-Yagi-Antenne. Gefunkt wird im Verein unter dem Rufzeichen DK0TU nicht nur zur Völkerverständigung – Gespräche mit Amateurfunker*innen sind sogar über Europa hinaus möglich –, sondern auch für die Satellitenforschung in Kooperation mit dem Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin. Wenn die Satelliten der TU Berlin über Berlins Horizont fliegen, empfängt die Bodenstation ihre Daten. Von unten weht der Wind das Pfeifen der historischen Dampfmaschine vor dem Haus der Maschinen hinauf. Im Amateurfunkkurs, der auch für eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich ist, wird auf einen Amateurfunkschein vorbereitet, erzählt Torschchojew. Eine Besucherin möchte gleich ihren Teenager anmelden. „Das geht klar“, sagt er. „Technikbegeisterte sind bei uns immer willkommen.“ Eigentlich sollte jetzt ein kleiner Wetterballon in den Abendhimmel starten, aber eine sich türmende dunkle Regenwolke verzögert den Abflug. Gegen 22 Uhr landet er dann doch noch in der Nähe von Wriezen im Oderbruch – das geben zumindest die Funkdaten her. Seine Flugroute kann in den nächsten sieben Tagen noch nachverfolgt werden.
Mit dieser Meldung haben wir es als AFuTUB quasi auf die Titelseite des Rückblicks zur diesjährigen LNDW geschafft.
Vielen Dank für die Unterstützung aller Beteiligten am Samstag und an den Tagen davor. Am 1. Juni, vor 25 Tagen, haben wir angefangen, die 20m Yagi abzubauen, den Hummel umzulegen, Schrauben zu überprüfen und zu sichern, wieder aufzustellen und eine gewaltige, neue Antenne aufzubauen. Und das alles in genau 22 Tagen!
Vor allem in der letzten Woche gab es dann den Endspurt zum Aufbau, in dem wir buchstäblich Nächte oben verbracht haben, um die 17 Elemente, Beams und Supportbeams zusammenzuschrauben, Abspannungen zu spannen und noch mehr Schrauben zu sichern.
Drei Stunden vor der Öffnung der LNDW konnten wir dann endlich die Antenne hochziehen und am Standrohr befestigen. Die Einspeisung war da noch nicht komplett! Bis etwa 19 Uhr (zwei Stunden nach Öffnung) waren Anna, Nima und Dilşat dann noch beschäftigt mit der Einspeisung, zwei Stunden im Klettergurt über dem Dach.
Den Besuchenden der LNDW scheint diese Live-Demonstration von Amateurfunk sehr gefallen zu haben: Die vielen Nachfragen und neugierigen Blicke sprechen für sich.
Um ca. 19:20 (Küchenzeit) wurde unser Ballon DK0TU-1 gestartet. Wir haben ihn mit einer APRS-Sonde bestückt, die Position und Flughöhe überträgt. Die Flugroute kann man auf APRS.fi nachschauen.
Es wurden viele Dach- und Shack-Führungen gegeben und unten im Seminarraum Amateurfunk greifbar gemacht. Ausgestellt waren:
- Empfangen mit WebSDR (QO-100),
- APRS-Nutzlast für den Ballon,
- eine SatNOGS-Bodenstation,
- Live SSTV mit dem BeeCon/InnoCube-CubeSat-Prototypen und Handfunkgerät mit TNC->PC,
- und Antennenmessungen mit NanoVNA.
Zusätzlich gab es noch, wie jedes Jahr, unsere Fuchsjagd.
Auch der Schnittchenbunker hat sich sehr gut organisiert, sodass es dort immer genug zu essen, trinken und Kaffee gab.
Wir finden, dass wir dieses Jahr eine wirklich gelungene und interessante LNdW hatten, die hoffentlich auch allen Anwesenden Spaß gemacht hat.
Wir freuen uns auf alle Fälle auf nächstes Jahr.
Bunte Bilder
Hier noch ein paar Eindrücke von der LNDW und den Aufbautagen und Wochen davor: